Beitrag Denkmal Wochenendausgabe Aichacher Zeitung zum 09.05.2020

Wie sollen wir den Weg kennen?

Welcher Weg ist jetzt der richtige?

Gehen wir den Weg der Ängstlichkeit oder sollen wir forsch zu der Normalität zurückkehren? Erinnern wir uns, warum es jenen Shutdown gab:

Es war gesellschaftlicher Konsens, Rücksicht auf die Schwächsten zu nehmen. Die Risikogruppen brauchen die Solidarität aller und das Gesundheitssystem muss tragfähig bleiben, damit die nötigen Kapazitäten für alle schwerwiegenden Krankheiten vorhanden sind. Wenn es um die Gesundheit und den Schutz des Lebens geht, müssen Individualinteressen und auch die Wirtschaft zurückstehen.

Aber wie lange ist das in der Weise praktizierbar, wie in den vergangenen Wochen? Der Lockdown hatte Erfolg! Gott sei Dank!

Es bleibt die Sorge vor weiteren Infektionswellen und darum ist es dringend erforderlich, dass wir trotz Lockerung der Maßnahmen und der notwendigen Erleichterungen die Abstandsregeln beibehalten. Auch die Mund-Nase-Bedeckung ist sinnvoll, selbst wenn sie unglaublich nervt.

In den verwirrenden Fragen unserer Zeit gibt uns das Wort Gottes, das Lebenswerk und die Taten Jesu eine gewichtige Ermutigung in der Frage, wie wir heute handeln können und sollen. Thomas fragt Jesus im Sonntagsevangelium: Wie sollen wir den Weg kennen? Jesus antwortet: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Lasst euch nicht verwirren! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe auch vollbringen!

Welche Werke waren das?

Schauen wir, auf die Grundlagen des Handelns Jesu und versuchen wir seine Worte in unsere Zeit zu übersetzen. Er stellte sich an die Seite der Armen, heilte Kranken und erweckte sogar Tote zum Leben. Er stand auf die Seite der Notleidenden, die durch das soziale Netz gefallen waren. Er rief die Menschen zu Barmherzigkeit, Solidarität und Nächstenliebe.

So war diese Zeit einer Art kollektiver Quarantäne samt der staatlichen Hilfen für die weitreichenden wirtschaftlichen Folgen, bis hin zum Verzicht auf gemeinschaftliche Gottesdienste und Verlagerung des Gebets in die Hauskirche, ein Zeichen echter gesellschaftlicher Solidarität, ein Werk ganz im Sinne der Botschaft Jesu Christi.

Dass wir nicht nur aus Angst oder Zwang, sondern freiwillig schon vor den angeordneten Ausgangsbeschränkungen durch ein Minimum an sozialen Beziehungen eine tödliche Virusgefahr so bekämpft haben, dass die Virusketten nun wieder verfolgt und durchbrochen werden können, ist wenn nicht ein Wunder, dann zumindest wunderbar.

Es ist verwirrend, dass derzeit Nächstenliebe sich häufig durch körperliche Distanz erweist. Die Wahrung von Nähe und Distanz aber war schon immer eine Kunst, die Respekt und Ehrfurcht vor dem Mitmenschen ausdrückte.

Dort, wo in der Familie und persönlichem Kreis auf die Maske verzichtet wird, ist dies ein Zeichen einer Schicksalsgemeinschaft. Körperliche Nähe wird zu einem ganz besonderen Geschenk des Vertrauens und der Vertrautheit.

Die Erkenntnis, wer wirklich zu den persönlich Nahestehenden gehört und wer nicht, fördert den Blick auf den hohen Wert von Familie und häuslicher Gemeinschaft, wo ich ohne Maske mit anderen leben, lieben, lachen, feiern und spielen kann,

Umso mehr dürfen wir am Muttertag unseren Eltern danken, sie vor Krankheit und Einsamkeit schützen und ihnen von Herzen ein Zeichen der Liebe und Wertschätzung geben.

Wir danken auch der Mutter unseres Glaubens und dürfen sie am Muttertag voll Freude mit einem „Gegrüßet seist du Maria“ ehren.

Gott behüte und bewahre uns vor Krankheit und Gefahren. Bleiben sie gesund und stark im vernünftigen und sorgsamen Umgang mit einander!

Ihr Pfarrer Eberhard Weigel

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